Blindenführhund
Mein Herrchen und ich - Aika vom Lünzumer Teich, eine zum Blindenführhund ausgebildete holländische Schäferhündin (Hollandse Herder)
Mit fünf Geschwistern kam ich in Haltern am See zur Welt. Schon kurze Zeit nach unserer Geburt gab es für unseren Züchter eine Überraschung: Eine Blindenführhundschule meldete sich bei ihm; man war auf der Suche nach einem Welpen, der sich für die Ausbildung zum Blindenführhund eignet. Die Blindenführhundschule (mein späterer Ausbilder) wusste von den vielen guten Eigenschaften des Hollandse Herder: Arbeitsfreude und Fleiß bei jedem Wetter, Interesse an neuen Herausforderungen, aufmerksam, sensibel, treu, wachsam und gehorsam. Aber auch mein späteres Herrchen suchte einen Hund mit Eigenschaften, die genau zu meiner Rasse passen: Wir werden nicht all zu groß und finden daher in Bus oder Bahn immer Platz, wir sind sportlich und daher gerne flott unterwegs, in der Kurzhaar-Version, so wie ich, sind wir nach Regen schnell wieder trocken.
Etwa zwei Wochen nach unserer Geburt besuchte mein späterer Ausbilder unseren Wurf und machte einige Tests. Er äußerte die Vermutung, dass sich zwei von uns für die Ausbildung zum Blindenführhund eignen könnten; unser Züchter war ganz stolz! Als wir dann etwas mehr als fünf Wochen alt waren, kam der Ausbilder wieder zu uns; mein späteres Herrchen war auch dabei. Eine meiner Schwestern und ich waren nun in der engeren Auswahl; an diesem Tag sollte die Entscheidung fallen. Ich strengte mich besonders an, war aufmerksam, interessiert und zeigte keine Angst. Der Ausbilder und mein späteres Herrchen waren sich einig; die Entscheidung fiel auf mich. Ich blieb aber noch einen guten Monat bei meiner Mama. Als ich fast zehn Wochen alt war, kamen der Ausbilder und mein späteres Herrchen erneut zu uns und es hieß von meinem bisherigen zu Hause Abschied nehmen; ich zog nun zu meinem Ausbilder in die Eifel.
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Jetzt begann eine spannende Zeit für mich! Mit meinem Ausbilder war ich oft unterwegs und konnte dabei viele neue Sachen entdecken. Das ist wichtig, damit ich später in Alltagssituationen nicht ängstlich reagiere. Ich musste auch viel lernen; zunächst alles, was ein ganz normaler Junghund lernen sollte! Bei meinem Ausbilder gab es noch andere Hunde mit denen ich in meiner Freizeit herumtoben und mir so manche Streiche ausdenken konnte. Mein späteres Herrchen und seine Partnerin besuchten mich regelmäßig; so lernten wir uns immer besser kennen.
Im Alter von fünf Monaten durfte ich Laura, die Auszubildende meiner Führhundschule, oft bei ihrem Berufsschulunterricht begleiten. Das war toll: Ich lernte während unserer Zugfahrten viele Menschen und große Bahnhöfe kennen, im Berufsschulunterricht war ich artig und habe viel geschlafen, in den Pausen konnte ich mit Laura und ihren Mitschülern spielen und herumtoben; alle fanden mich ganz toll! Dann redeten plötzlich alle von Corona und was man jetzt alles nicht mehr machen darf. Ich war mir gar nicht sicher, ob mein späteres Herrchen und seine Partnerin mich noch besuchen können; aber sie kamen auch weiterhin regelmäßig!
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Als ich etwa ein Jahr alt war, wurde in einer umfangreichen tierärztlichen Untersuchung festgestellt, dass ich mich gesundheitlich für eine spätere Verwendung als Blindenführhund eigne. Bald ging es dann auch mit der speziellen Blindenführhundausbildung los; diese dauert nochmals sechs bis neun Monate. Wenn mich jetzt mein späteres Herrchen besuchte, konnte ich meine Lernerfolge in der Führarbeit zeigen. Dann gab es erneut coronabedingte Einschränkungen; Restaurants und viele Geschäfte waren geschlossen und wir konnten kaum noch sinnvoll für meine spätere Aufgabe üben. Nun rückte aber auch schon der geplante Auslieferungstermin näher.
Mein Ausbilder brachte mich zu meinem neuen Herrchen und es begann die dreiwöchige Einarbeitung. Unter Anleitung meines Ausbilders musste ich mich auf die fremde Umgebung einstellen und mein Herrchen lernte mit mir umzugehen und sich auf meine Führarbeit zu verlassen. Nach weiteren acht Wochen folgte die sogenannte Gespannprüfung. Bei dieser stellen zwei erfahrene Prüfer in einem ca. 90minütigen Prüfungslauf fest, ob ich meine Aufgaben erfülle und mein Herrchen richtig mit mir umgehen kann. Die Prüfer kamen zum Ergebnis, dass wir ein gutes Team geworden sind; die Prüfung war bestanden!
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Jetzt begleite und unterstütze ich mein Herrchen bei vielen Unternehmungen und zeige dabei immer wieder gerne, dass mir diese Arbeit Spaß macht und ich die rund 40 Befehle, die mir beigebracht wurden, nicht verlernt habe. Und mein Herrchen kann meine Bedürfnisse und Wünsche, die ich durch bestimmte Verhaltensweisen äußere, inzwischen auch gut interpretieren.
Als Blindenführhund bin ich ein ganz besonderer Hund und darf fast überall hin. Wenn wir zusammen bei Ärzten oder in Lebensmittelgeschäften unterwegs sind, strenge ich mich richtig an und bin auch besonders brav!
Es gibt aber immer wieder Situationen, die mich bei meiner wichtigen Arbeit ablenken. So erleben wir es oft, dass mich Menschen anlocken oder streicheln wollen, obwohl ich im Führgeschirr laufe und arbeite; das finde ich gar nicht gut! Mich nervt aber besonders, wenn während ich arbeite, Hunde an einer langen Leine oder völlig ohne Leine zu mir rennen. Meinen Ärger bringe ich dann gelegentlich durch lautes Bellen zum Ausdruck. Darüber wundern sich manche Menschen, weil ich doch so gut ausgebildet bin. Nur wegen einer guten Ausbildung muss ich aber nicht alles mit mir machen lassen!
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Als Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenbundes Pfalz besucht mein Herrchen auch Kindergärten und Schulklassen, um über den Alltag von Menschen mit Seheinschränkung zu informieren. Ich komme dann auch mit und wenn die Kinder aufmerksam mitarbeiten, dürfen sie anschließend mit mir kuscheln; danach sind die Menschen total ausgeglichen und mir macht das Spaß!
Inzwischen bin ich richtig erwachsen geworden und habe Euch nun viel von mir und meiner verantwortungsvollen Aufgabe erzählt. Nach meiner Arbeit benötige ich aber auch Zeit zur Erholung und Entspannung. Dann bin ich ein ganz normaler Familienhund, kuschele viel und renne gerne mit anderen Hunden durch die Natur.
Aika in den Medien
Neben meiner interessanten Arbeit und meiner Freizeit, genieße ich auch die Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere Auftritte vor der Kamera, wo ich mit meinem Herrchen mich und meine wichtigen Aufgaben vorstelle.
12.03.2024
In einem Telefon-Interview im SWR4 Radio berichtete mein Herrchen über den Alltag mit mir.
06.03.2024
Im 3. Programm des SWR Fernsehens berichtete die Landesschau Rheinland-Pfalz in einem Kurzfilm in der Rubrik "Mein Tier", über mein Herrchen und den spannenden Alltag mit mir.
12.02.2024
Im 3. Programm des SWR Fernsehens berichtete die Landesschau Baden-Württemberg in einem Kurzfilm in der Rubrik "Mein Tier", über mein Herrchen und den spannenden Alltag mit mir.
29.01.2024
Anlässlich des "Tag des Blindenführhundes" waren wir in einem Live-Interview in der Sendung "Kaffee oder Tee" in den 3. Programmen des SWR und des SR Fernsehens zu sehen.
06.06.2023
Im Artikel "(Fast) blind durch den Alltag" berichtete die Pirmasenser Zeitung über den Alltag mit Seheinschränkung sowie die Unterstützung durch einen Blindenführhund.
01.02.2023
Die Tageszeitung "Die Rheinpfalz" berichtete im Artikel "Ein Team auf sechs Beinen" über mein Herrchen und mich.
29.01.2021
Am "Tag des Blindenführhundes" sendete das 3. Programm des SR Fernsehens einen Film über die Ausbildung eines Blindenführhundes, den wir zwei Tage zuvor, während meiner Einarbeitung, in dichtem Schneetreiben gedreht hatten.
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